Kraftvoll: Der Flügelschlag des Schmetterlings
Der Flügelschlag eines Schmetterlings hat eine unglaubliche Kraft. In den letzten Tagen konnte ich mich davon selbst überzeugen: Unglaublich viele Zitronen- und kleine Feuerfalter sind über und neben mir vorbeigeflogen. Ein Zeichen: Wachsen. Wandeln. Stürme wahrnehmen, natürliche Auftriebe sehen und fliegen. Am anderen Ende der Welt, kann eine solche, scheinbar unbedeutende Aktion, weit mehr auslösen, als für den Verstand greifbar ist. Ketten-Reaktionen wie diese sind als “Schmetterlings-Effekt” auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse durch Edward Lorenz, dem Vater der Chaos-Theorie, bekannt geworden. Er beschreibt damit jenes Phänomen, das die Verbindung von vielen Einzelteilen - von Mikro- und Makrokosmos - erahnen lässt.
Kleine, positive Veränderungen bewirken Großes
Die Erkenntnisse zeigen: Kleinste Variationen in einem dynamischen Prozess führen später zu sehr großen Unterschieden. Eine Abhängigkeit zwischen anfänglichen Bedingungen und letztendlichem Effekt. Das alles ist sehr komplex, aber genau darum geht es heute, wie wir angesichts der aktuellen Entwicklungen sehr deutlich sehen: Komplexität zu erschließen und Zusammenhänge im neuen Kontext herzustellen. Umso wichtiger, die Natur zu respektieren und ihr wesentlich mehr Beachtung zu schenken. Hier sind Phänomene und Muster bereits offensichtlich.
So nutzt der Schmetterling zum Beispiel seit jeher einen natürlichen Düsen-Antrieb, um blitzschnell durchzustarten und damit Feinde abzuhängen, denen der Flügelschlag eher langsam erscheint. Zwischen den Flügeln bildet er kleine Hohlräume mit Luft, die durch das Herauspressen zur extremen Beschleunigung führen und ihn kontrolliert nach vorne schleudern. Bemerkenswert, denn hier werden gewaltige Schub-Kräfte freigesetzt. Ausschlaggebend ist wieder einmal die Flexibilität. Weiche, elastische Flügel ermöglichen den Blitzstart und lassen die Schmetterlinge zudem außergewöhnliche Strecken zurücklegen.
Fliegen will gelernt sein!
Dem eigentlichen Flug des Schmetterlings gehen aber bereits unglaublich viele und aufwendige Phänomene des Wachstums und Wandels voraus. Die Entwicklung eines Schmetterlings beginnt im Ei. Hier entsteht eine winzige Raupe, die ein Loch in die Eihülle nagt und ausschlüpft. Mehrmals und immer wieder muss sich die heranwachsende Raupe häuten. Irgendwann erstarrt sie und verwandelt sich in einer weiteren Häutung in eine Puppe. Schlüpft der “Falter” aus dieser Hülle, dehnt sich die Gestalt und die Flügel entfalten sich endlich.
Hier wird im übertragenen Sinne vieles klar: Erstens: Der Wandel mit all seinen Prozessebenen ist ursprünglich und natürlich. Zweitens: Hinter der Fassade steckt oft ganz Anderes, als wir mit bloßem Auge erkennen. Drittens: Jeder Flügelschlag und jedes Ereignis sind eng miteinander verbunden. Der Blickwinkel für diese, teils unsichtbaren Phänomene, erfordert unsere Demut. Eine Erkenntnis, dass wir nicht alles wissen und sofort sehen. Lernen wir also hinter die Fassade zu blicken:
Traue dich, im Gewand der Raupe zu erkennen, dass dahinter bereits ein wunderschönes, flatterhaftes und freiheitsliebendes Wesen steckt! Gleiches gilt umgekehrt: Nicht alles ist Gold, was glänzt. Erkenne, dass in der Natur bereits viele Tiere, wie auch der Schmetterling, anstrengende Prozesse und Wege durchlaufen, um letztlich zu dieser Schönheit zu gelangen. Seit Jahrhunderten gilt daher “der Weg” von der komisch anmutenden Raupe zum schöne Flügelwesen als Sinnbild für ein besonderes “Geheimnis der Natur”. Eine echte Metamorphose (von griechisch: morphe – Gestalt - Umgestaltung). Die natürliche Verwandlung und die Kunst, im Wege selbst, bereits das Ziel zu erkennen!